Meine Damen und Herren, ich habe in meinem Leben und in den 50 Jahren, die ich in Deutschland bin, es sind schon ein bisschen mehr als 50 -- hintereinanderweg, meine Jugend habe ich auch in Deutschland, in Berlin erlebt. Ich habe in diesen vielen Jahren viele Literaturpreise bekommen, sehr viele, darunter auch die höchsten wie den Goethe-Preis, den Thomas-Mann-Preis und einige andere. Und ich habe immer gedankt für diese Preise, wie es sich gehört und bitte verzeihen Sie mir wenn ich offen rede, es hat mir keine Schwierigkeiten bereitet, für die Preise zu danken. Heute bin ich in einer ganz schlimmen Situation: Ich muss auf den Preis, den ich erhalten habe, irgendwie reagieren und der Intendant Schächter sagte mir: "Bitte, bitte, bitte nicht zu hart". Ja, in der Tat, ich möchte niemanden kränken, niemanden beleidigen oder verletzen. Nein, das möchte ich nicht. Aber ich möchte auch ganz offen sagen: Ich nehme diesen Preis nicht an. Ich hätte das, dass werden sie denken und sagen, früher erklären sollen. Natürlich! Aber ich habe nicht gewusst, was mir hier auf mich wartet, was ich hier erleben werde. Ich gehöre nicht in diese Reihe der heute vielleicht sehr zu Recht Preisgekrönten. Wäre der Preis mit Geld verbunden, hätte ich das Geld zurückgegeben. Aber er ist ja nicht mit Geld verbunden. Ich kann nur dieses, diesen Gegenstand, der hier verschiedenen Leuten überreicht wurde, von mir werfen oder jemanden vor die Füße werfen. Ich kann das nicht annehmen. Und ich finde es auch schlimm, dass ich hier vier Stunden das erleben musste. Es gibt ja Abende, die man ganz schön erlebt. Nein, nicht, ich werde Ihnen jetzt nicht sagen mit der Lektüre von Goethe oder Berthold Brecht. Nein, man kann im Arte-Programm manchmal sehr schöne, wichtige Sachen sehen. Ich hab auch früher häufig Wichtiges im 3sat-Programm gesehen, aber das hat sich jetzt geändert, meist kommen da schwache Sachen, aber nicht der Blödsinn, den wir hier zu sehen bekommen haben. Ich will nicht weiter darüber reden, es sind ja auch Kollegen von mir hier auf der Bühne gewesen, Stefan Aust, Markwort und Thomas Gottschalk ...
Sonntag, 12. Oktober 2008
Marcel Reich-Ranicki beim Deutschen Fernsehpreis 2008
Schlimm, gerade auch im Angesicht seiner Biografie, dass Marcel Reich-Ranicki so etwas erleben musste. Gut, dass es ihn gibt und er folgendes sagen konnte:
Abonnieren
Posts (Atom)